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Getreidesorten

Getreidesorten

von Tina Keil

Die Spreu vom Weizen trennen – diese Redewendung ist uns allen bekannt. Sie sagt aus, dass das Wertlose vom Wertvollen getrennt wird, wie eben beim Getreide. Dieses wurde nach der Ernte nämlich in einem großen Raum verteilt, und dann wurden Ochsen hineingetrieben, die mit ihrem großen Gewicht die Körner von den Halmen trennten, welche dann einfach aufgehoben werden konnten. Die Körner wurden zusammengefegt und portionsweise in die Luft geworfen. Dabei wurden die Reste von Stroh, Dreck und Staub davon geweht und übrig blieben die sauberen Weizenkörner. Im Frühmittelalter bevorzugte man Roggen, Weizen, Gerste, Emmer und Einkorn.

Roggen ist eine Getreideart, die aus Vorderasien stammt. Sie wächst hauptsächlich in den gemäßigten Klimazonen auf leichten, sauren und sandigen Böden. Es wird zwischen Winter- und Sommerroggen unterschieden, insgesamt gibt es jedoch allein in Deutschland 35 zugelassene Sorten. Der Roggen ist ein gelbbraunes, längliches Getreidekorn, das seitlich verlaufende, flache Rillen besitzt und an der Spitze von Härchen bedeckt wird. Roggen wird als Futtermittel, als Brotgetreide und zur Alkoholherstellung verwendet, außerdem ist er durch den hohen Anteil an B-Vitaminen und Nährstoffen sehr gesund.

Weizen wird schon seit mehr als 6.000 Jahren angebaut und ist das wichtigste Brotgetreide in Deutschland. Weizen hat einen milden Geschmack und ist von der Gesamterscheinung eher grün mit einem rundlichen Halm. Der Weizen stellt hohe Anforderungen an den Boden und das Klima und muss vor Unkraut und Pilzen geschützt werden. Je Pflanze bilden sich etwa 30-40 Körner aus, die dann zu Mehl, Gries, Branntwein oder Stärke verarbeitetet werden. Weizen hat einen hohen Anteil an Vitamin B1 und B2 und gilt als Getreide für geistig arbeitende Menschen.

Gerste lässt sich auf 10.500 vor Christus zurückdatieren, der gezielte Anbau kann jedoch erst seit 5.000 vor Christus nachgewiesen werden. Die wirtschaftliche Bedeutung von Gerste ist deutlich geringer als die von Weizen, denn Gerste wird überwiegend als Futtergetreide verwendet. Zur Biererzeugung wird zweizeilige Sommergerste verwendet, da deren Körner wenig Eiweiß und wenig Kohlenhydrate enthalten. Auf feuchten und tiefgründigen Boden wächst die Gerste am besten, ist aber auch ein Kämpfer im Winter. Gerste ist reich an Vitamin B, das für das menschliche Nervensystem und eine schöne, gesunde Haut wichtig ist.

Vor 10.000 Jahren war Emmer unbestritten des Hauptgetreide und in jeder Jungsteinzeitsiedlung zu finden. Seit der Bronzezeit gerät Emmer in Vergessenheit und wird nun von besonderen Vereinen wieder in Erinnerung gerufen. Emmer, auch Zweikorn genannt, lässt sich auf trockenem und mageren Boden anbauen und ist gegenüber Krankheiten und Pilzen resistent. Emmer ist eine Weizenart mit schlanken, dichten Ähren und hartem Korn. Dadurch wird das Mehl eher grießig. Emmer kann zur Herstellung von Brot, Feingebäck und Nudeln verwendet werden. Es weist einen hohen Anteil an B-Vitaminen und essenziellen Fettsäuren auf.

Das Einkorn ist ca. 7.600 vor Christus nach Europa gekommen. Seine Körner sind mit einer festen Hülle umgeben, wodurch sich die Verarbeitung sehr aufwendig gestaltet. Das Einkorn hat einen geringen Nährstoffbedarf und lässt sich daher unkompliziert auf trockenem Boden anbauen. Es wird zur Herstellung von Nudeln, Suppen oder Gebäck verwendet, aber auch Brot kann mit Einkorn hergestellt werden. Für die Gesundheit tut das Einkorn einiges, das Carotin stärkt das Herz-Kreislauf-System und die Carotinoide sorgen für eine gute Sehkraft.

Getreide ist seit Jahrtausenden das Hauptnahrungsmittel für Tiere und Menschen. In den steinzeitlichen Siedlungen wurden überwiegend Einkorn, Emmer und Gerste gefunden. Heute stehen allerdings Weizen, Mais, Reis und Hirse auf dem Speiseplan. Die Menschheit verbraucht mehr als 2.200 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr – davon wird ein Drittel an Tiere verfüttert und es werden Kosmetika und Biotreibstoffe erzeugt. Trotz der vielen Getreidesorten und der Massenproduktion gibt es auf der Erde immer noch 925 Millionen hungernde Menschen.